August 2014. Es war der perfekte Zeitpunkt das graue Köln einfach mal hinter sich zu lassen.
Ein Wolkenwechsel ist genau das richtige bei einem Non-Sommer in Deutschland.
Nach Ischia sollte es gehen. Diese kleine italienische Insel liegt „neben“ Neapel. Eigentlich kommt man ganz einfach hin. Flugzeug nach Neapel > quer durchs Stadtchaos > aufs Boot > auf die Insel. Nicht mehr ganz pauschaltouristiktauglich aber im Prinzip ganz einfach, wenn man im Hotel vorher nachfragt.
Zurecht war diese Insel Kulisse für viele Filme deren Namen mir natürlich nicht einfallen.
Untergebracht waren wir im Familienhotel „Villa Maria“. Ob man eine gute Hotelwahl getroffen hat merkt man dann, wenn man als erstes ein kaltes Wasser und frisch gepflückte Feigen gereicht bekommt und das alles vom der Mama des Hauses die noch kein Wort verstanden hat, aber aus dem ganzen Herzen gestrahlt hat.
Die Hotelfamilie lebt oben auf einem Berg der mit dem Auto nicht zu erreichen. Da macht es fast Sinn sich selbst zu versorgen.
Wir haben im Ort „St. Angelo“ gewohnt. Ein Sackgasse, aber eine sehr schöne. Mit eigenem Hafen und einem Zitrusdealer der Extraklasse. „La Bomba“ besteht aus 3 frischen Orangen und einer Zitrone und rockt deinen Vitaminhaushalt.
Zitronen sind auf der Insel omnipräsent und mir am liebsten in Form von Limoncello.
Auf der Insel wird getöpfert was das Zeug hält. Warum das so ist konnte ich noch nicht ergründen, vielleicht ist es einfach nur das traditionelle Handwerk.
Beim nächsten Besuch wird auf jeden Fall ein Rad eingepackt. Das hügelige Terrain ist ein Traum von Serpentinen und knackigen Auffahrten.
…wie bereits angesprochen hat die die Familie im Hotel einen eigene Garten der gleichzeitig das Buffet ist. All abendlich werden 40 Vorspeisen nicht serviert, sonder zelebriert. Ich habe das Gefühl, dass die Familie den ganzen lieben langen nichts anderes tut als Espresso zu trinken und für die Gäste zu kochen.
Was es dazu als Hauptgang gibt wissen vor 15:00 selber nicht. Je nachdem was das Meer liefert oder ob Kanninchen gejagt wurde entsteht der Hauptgang spontan.
Der beste Service denn ich je genutzt habe. Ein Strandtaxi. Nicht alle Buchten sind gut zu erreichen. Die Strandabschnitte sind klein und von Felsen eingeschlossen. Aber wo ein Problem, da ein geschäftstüchtiger Italiener. Wassertaxi mit italosounds an Bord. Beste!
Auf Ischia hat man das Gefühl ein Italien zu erleben, dass in die 70er eingefroren wurde und seit dem nur hier und da gestrichen wird. Kultig und urig.
Zur Erkundung sind wir auch nach Amalfi gefahren. Eine Touristenhochburg, wobei der Küstenstreifen zurecht zu Europas schönsten Gegenden gehört.
Das gesamte Gelände gehört der Kirche die die Geschäfte an Händler verkauft. Daher gibt es auch nur rotes Viagra.
Positano, der nächste Küstenort, hingegen war schön. Ein Ort von Künstlern, Fischern und Handwerkern.
…das ist sicherlich auch zu romantisch festgestellt, aber ein angenehmer Eindruck nach Amalfi. Es gibt Galerien mit Bildern zum verlieben, Tische mit selbstgebrannten Fliesenplatten und eine schmale Bergstraße.
Sport treiben macht Spaß, aber die Joggingrunde ist nur abends oder in der Frühe möglich, ist aber ein perfektes Training. Mächtig Höhenmeter inklusive.
In St. Angelo sind viele Straßen selbst für den klassichen Fiat 500 zu klein. Kofferservice und Taxifahrten werden von Golfmobilen übernommen. Vermutlich sind die alle getunt.
Vor Jahrzehnten waren mehr als 30% der Gäste aus Deutschland. Das ist heute nicht mehr so. Nicht nur der Vesuvio in der Nachbarschaft brodelt, auch unter der Insel sind thermische Quellen und auf Ischia gibt es zahlreiche Thermal- und Quellwasserangebote.
Es ist nicht nur die Mode, das Klassische und das gute Essen das nach Ischia lockt. Der verschlafene Charme der auf der Insel liegt vermittelt romantische Geborgenheit.
Ist der Strandabschnitt auch noch so klein, stell eine Liege rein. Der Italiener verbringt im Urlaub vermutlich 90% seiner Zeit damit auszuruhen. Davon 40% am Strand mit einem Einzugsgebiet nicht größer als 2 qm. Dann macht auch eine Liege Sinn: reservierter Platz mit Sonnenschutz und einfach nicht mehr wegbewegen müssen.
Die neapolitanische Pizza ist anders und ein Genuss. In keine Form zu bekommen, nicht zwingend mit Tomatensoße und mit verbrannten Bergen.
Es sollte mehr Länder geben in denen Mann Wildlederschuhe ohne Socken trägt und die Frauen empört sind, wenn Ihnen keine Blicke hinterhergeworfen werden.
Wir kamen morgens auf der Anhöhe an um einen Berg zu besteigen, bestiegen der Berg und kamen wieder zurück. Auf die Männer an der Bushaltestelle ist Verlass. Die werden wohl den ganzen Tag hier zu finden sein. Der Busfahrplan ist wohl mehr eine grobe Orientierung. Erst kam kein Bus, dann direkt zwei hintereinander. Viva Italia.
Obwohl Fleisch für mich zu einem guten Gericht gehört, musste ich nach dem Urlaub mehr über diese Vorspeisen erfahren und mir fiel diese Buch in die Hand. Es ist ein Volltreffer und beschreibt die italiensiche Küche wie im Familienhotel.
Von Köln über Bonn zurück in die Zweitlieblingsbar. Zwei Crudion und 2 Cappuccino bestellt und bunte Chinos zeigen, dass Italien auch zu Hause immer präsenter wird. Danke. Mehr Genuss hat noch keinem geschadet.
Beste Grüße,
Mario