Das Mengengerüst war ganz klar, die Ausführung noch nicht. Wir hatten eine Idee, zwei Festivaltickets und ein Auto.
- 5000 Kilometer
- Trenafestival als Ziel
- 10 Tage
- Kreditkarte
- 1 Defenderhotel
Das klingt sehr theoretisch und praktisch ist das viel freier als man denkt. Wir haben einfach nichts richtig geplant, nur die Ziele grob abgesteckt. Wenn man soviel Zeit im Auto verbringt, dann kann man auch optimal on the road planen.
Kaum eingestiegen fahren wir mit gemütlichen 90 km/h nordwärts. Die Kilometer rassseln nur so runter und die Zeit wird langsam relativ.
Ein iPad mit den Navigon Karten hat uns hier bestens weitergeholfen.
Was man wissen muss oder lernen kann: die skandinavischen Länder sind Länder der Maut. Das heißt Brücken oder Fähren müssen sein, aber das ist gut geregelt. Maximal ein paar Stunden Wartzezeit – wenn man sich nicht vorbereitet.
Der perfekte Snack – ein Kecksburger. Zubereitung ist einfach. Die noch verschlossene Verpackung mit ein wenig Sonne in den Kofferraum geben und warten.
Das Estonia Gefühl schwingt zwar überall mit, aber die Fähren sind bestens organisiert und wir genießen die Zeit als Pausen.
1. Stadt Kopenhagen
Das Gute wenn man nicht mit einem Camper unterwegs ist, sondern mit einem Defender mit getönten Scheiben – man kann überall parken. Wir haben uns mitten in die Stadt gesetzt, kurz frisch gemacht, dann nur nochWein und Bier ausgepackt.
Dann sitzt man einfach da und landet außversehen mitten im Künstlerviertel und erfährt nebenbei, dass in Kopenhagen Jazzfestival ist. Glorreich!
Direkt am Wasser, neben dem Kulturhuset wird gegrillt und die Zeit genoßen. Musik liegt in der Luft. So kann es weitergehen.
Das Jazzfestival hat uns noch in ein Ruderclub gebracht. Hier mussten wir uns erstmal mit den Bierpreisen assimilieren. 10 € für ein 0,4er Bier.
Vorläufiges Highlight – unser Abendausklang im freakigen Christiana. Auf dem ehemaligen Militärgebiet gibt es alles was nicht erlaubt ist und hier gilt das Faustrecht und das Bier schmeckt spitze. Das verwaltete Chaos kann man kommentieren, sollte man aber selbst erlebt haben. Wir haben vorsichtshalber mal keine Fotos gemacht.
Frühstück 40 €, Parkzeit um 10 Minuten überziehen 80 €.
Tag 2 – Stockholm Baby
Zugegeben, die Sperrstunde ist unser größtes Problem. Um 22:00 noch eine Flasche Wein auf „goodwill“ bestellt und um 23:00 sind die Bordsteine hochgeklappt.
Mit Pilsimport aus Bitburg kann man die Hafennacht bestens genießen.
Weiter geht’s! Nächstes Ziel Trena!
Nur noch die Hauptstraße ist geteert. Autobahnen sind per Definition nicht das gleich wie in Deutschland. Mal 4, mal 3, mal einspurig. Aber bestens zu fahren und es gibt sooooo viel Weite und Natur zu sehen.
Die beste Idee: Zur Abkühlung einfach mal anhalten und in den See springen. Das tut richtig gut.
Ruhe, Seen und Bäume.
Grenzen bemerkt man gar nicht. Zack sind wir schon in Norwegen.
Pause für den Dicken.
Irgendwo im Nirgendwo einfach stehenbleiben. Feuerholz suchen, im See erfrischen, die Kiste Bier ins Wasser schmeißen und Nudeln kochen. Männeridylle.
Italienischer Abend – Nudeln mit Pesto.
Rentiere!
Ganz relaxed die Kollegen.
Finally – Halbzeit in Traena
Irgendwann, man glaubt das gar nicht, das Auto ist sicher am Hafen geparkt. Die Packliste aufgrund des guten Wetters umtstrukturiert, man sitzt auf der Fähre.
Nach 4 Stunden Wartezeit am Hafen und 2 Stunden Fahrzeit sieht man plötzlich ein kleine Insel im einsamen Meer.
Trena!
Das Festival hat Dorffestcharakter. Jeder auf der Insel zwischen 6 und 96 arbeitet mit.
Die Kontrollen sind lasch, aber ehrlich. Wir suchen uns auf dem freien Campingplatz auf dem hügeligen Moosfeld unser kleines Paradies, machen ein Bier auf und stellen das Zelt hin.
Die einzige Inselkneipe hat die beste schlechteste Band engagiert und es wird gerockt, oder sowas ähnliches. Das Bier schmeckt traumhaft. Nur eins stimmt nicht. Es bleibt hell!
Festivaltag 1
Da wir keine Band kennen, können wir auch keine verpassen. Das ist ja sowa von vorteilhaft!
Erstmal Kaffeestärkung im Veganerzelt, dass gleichzeitig auch Bühne für die frühen Bands ist. 50 Leute hätten hier maximal Platz.
Traumhafte Deko.
Weltklasse Snickerskuchen!
Festivalmodus = an.
Die zweitgrößte Bühne! Ein Tippie mit der passenden Musik.
Full House!
Festivaltag 2
Erstmal eine Übersicht schaffen. Ja, dass ist das ganze Gelände.
Ida Maria on stage – sowas wie eine Lokalheldin. Sie feiert Ihren Geburtstag in Trena und bekommt standesgemäß einen Fisch geschenkt.
Hier klatscht man schonmal mit einem Trockenfisch in der Hand.
Das Aftershowfestival nachts um 1.
Das Partyzelt ist tagsüber ein Fischrestaurant. Dahin geht generell der Trend. Erst die Gäste mit Essen glücklich machen und danach die Pfunde wegtanzen.
Auf dem Heimweg nachts um irgendwann. Die Sonne geht genau 5 Minuten unter, ist nicht wirklich weg und schon wieder da.
Frühstück und Essen
Die Verpflegung im Supermarkt passt. Der Zugang wird über einen 14 jährigen geregelt der strickt darauf achtet, dass nicht zu viele Leute gleichzeitig im Markt sind. Es gibt alles was das Herz begehrt. Frisches Brot und Schraubenschlüssel und zur Not Regenjacken.
Der Walwrap ist hier nicht politisch unkorrekt. Das Essen unterscheidet sich hier kaum. Klar, der Schwerpunkt liegt auf Fisch, bleibt aber fastfoodlastig.
Insel Senna
Eines der Highlights war der Besuch der Insel Senna. Die Nachbarinsel wurde mit einem Bootkorso versorgt. Wir hatten das Glück (?) auf einem kleinem 12er Boot mit eine verrückten Capitan Platz finden zu dürfen.
Nachdem wir die Insel zu Fuss erklommen haben und die Aussicht mehrere Stunden genossen haben, mussten wir feststellen, dass wir ein Konzert verpasst hatten, aber dafür hatten wir Premiumplätze im Höhlenkonzert.
Priceless.
Die Abfahrt auf der Insel war ein etwas längeres Kapitel das wir gerne geschrieben hatten. „Vordrängeln“ durften sich nur Leute, die dem Festivalteam geholfen haben die Bühen abzubauen. Aber 6 Stunden in der Sonne warten – bei dem Ausblick – es gibt schlimmeres.
Heimwärts! Rückfahrt in Richtung Oslo
Kaum war man da, ist man schon wieder weg. Die vier intensiven Tage auf der Insel vergingen wie im Flug. Ich habe ein Festival noch nie derart erholen verlassen.
Der beste Truckerschuh – Barfuss statt Gasfuss.
Hin sind wir über die schwedische Seite und zurück ging es über die norwegische Seite. So konnten wir viel vom Land sehen.
Nirgendwo, wirklich nirgendwo, habe ich so viele gepflegte und saubere Rastplätze gesehen.
Das Vertrauen in die Natur und die Gäste ist ebenfalls groß. eine Axt zum Holzhaken, eine Säge für die Gäste – bei uns undenkbar.
Einer der wenigen Regenschauer, da wird der Defender zur rollenden Küche.
So sind wir übrigens Weltmeister 2014 geworden.
Auf dem Zeltplatz konnten die Gäste ihre Extase extrem gut verbergen.
In Oslo haben wir direkt am Rathaus geparkt/geschlafen. Ein traumhafte Stadt! Was für ein imposantes Gefühl hier zu flanieren. Der wahrscheinlich schönste Bahnhof!
Die Angstbar war unsere erste Station. Eines fällt auf. Das hohe Frauen-zu-Männer-Verhältnis und ja, alle Schönheitsklischees werden hier bestätigt. Keine Sorge, die Preise sind nicht in Euro, fühlen sich aber so an.
Die Angstbar ist ein Zufallsprodukt und ausversehen entstanden. Die Idee der Künstler ist entspannt. Wer Angst hat z.B. vor einer Prüfung kann hier noch mal locker werden. Kunst, coole Getränke und DJs sorgen am Wochenende für ein volles Haus.
Das Kulturhuset war unsere zweite Anlaufstelle und hat uns direkt gefangen. Deutlich größer als die Angstbar und ähnlich durchgestylt. Dazu gibt es das eigene Bier, viel Holz und eine Icecurlingstation im Hinterzimmer.
Drink des Abends – Oslo Mule.
Nach einer guten Nacht, wollten wir Oslo verlassen bevor alle im Rathaus angekommen sind. Zwischen zwei Buslinien haben wir die Zeit genutzt aus dem Kofferraum zu springen, die Zähne zu putzen und natürlich Barfuss weiter zu fahren.
Ziel – Malmö. Es lief bestens, sodass wir entschiedne Malmö zu skippen und die letzte Nacht in Hamburg zu rocken.
Was hatten wir uns Pläne ausgemalt…
Aber der Defender bekam Zahnsschmerzen und hatte ein Problem an der Kardanwelle. Am Abend war nichts mehr zu machen und es hieß „ADAC“.
Bevor der nette Schwede uns abgeschleppt hat, nur 800 km vor einem Kölsch, haben wir noch andere Defenderverrückte kennengelernt. Der schmiss sich direkt auf den Boden und erkannte das Problem. Helfen konnte auch er nicht.
„Do you need a hotel?“ – „You’re carying our hotel right on your back. Thanks, we have 3 beer and 1 bottle of wine – we’re fine“.
Da wir am nächsten Tag natürlich weiterfahren wollten haben wir vor dem Autohaus in bester Lage geschlafen.
In der Nacht hat es uns noch nach einem langem Spaziergang auf ein Konzert verschlagen. Andere Geschichte…
„Do you have money and time or do you want a quick and dirty fixing?“
„We’re more into the quick and dirty thing.“
So wurde aus unserem Allradwagen ein Frontriebler. Kardanwelle ausgebaut und Differenzial rein und so sollte es mit maximal 80 Km/h nach Hause gehen. Sollte.
100 km vor dem Ziel. Ein Geräusch. Der Defender macht viele Geräusche, aber hier wurde ich aufmerksam. Also wieder den gelben Joker gezogen und warten.
1,5 Stunden später – „Kann ein Schaden zwischen 5 und 5000 € sein. Ihr könnt es bis nach Hause schaffen oder auf den Abschleppwagen warten.“
Wir entschieden uns für die spritsparende Variante und es war natürlich kein Abschleppwagen frei.
4 Stunden später kam der Ruhrpottkönig persönlich.
Versalznene Fritten mit Pfeffer und Mayo sind ein Gedicht.
With a little help from friends ging es Huckepack in Richtung Heimat. Howard Carpendale, ich danke Dir, du hast echt gute Alben gemacht. Mein ADAC-Künstler des Jahres.
Zuhause und um viele Erkenntnisse reicher.
Man kann ja nur ein Bruchteil der Geschichten aufschreiben und mehr gibts jederzeit für ein Weinchen 😉
Zuhause angekommen war wir um viele Erkenntnisse reicher
- wer weniger vorbereitet lern mehr
- wer loslässt gewinnt
- gute Laune ist das wichtigste Gepäckstück
- Zeit und Kilometer sind relativ – einfach öfter ins Abenteuer starten
- Howard Carpendale hat vermutlich doch Fans
Beste Grüße,
Mario
Sehr sehr cooler Bericht!!!